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Abschied vom Camaro in 2024

Als Chevrolet den Camaro 1966 offiziell lanciert hat, war man bei General Motors davon überzeugt, dass dieser den davongaloppierenden Mustang nicht nur einholen, sondern gar überholen wird. Nun ist gewiss, der letzte Camaro wird 2024 vom Band rollen. Wir blicken zurück auf das ultimative Pony-Car von Chevrolet.

Veröffentlicht am 07.04.2023

"Ein Tier, das Mustangs frisst" - so wurde das Projekt "Panther" am 28.06.1966 von GM im Statler Hilton Hotel in Detroit Michigan der Presse vorgestellt. Später wurde aus dem Panther der Camaro und über all die Jahre hinweg hat sich dieser als feste Grösse im Markt der Pony-Cars etabliert. Und auch wenn der Chevy mit seinen Verkaufszahlen dem Mustang eher hinterherhechelte, blieb er über all die Jahre fest im Programm des Herstellers aus der Motorstadt Detroit. Nicht zuletzt deswegen, weil das Coupé die Marke Chevrolet geprägt hat. 

Der allererste jemals hergestellte Camaro Nummer 1.

Der kleine Chevy hat nun 58 Jahre auf seinem charakteristischen Heck und spitzfindige Zungen behaupten, es sei der am zweitbesten verkaufte Mustang aller Zeiten. Aber, er war halt einfach auch einen Tick zu spät, wer weiss was aus dem Camaro geworden wäre, hätte er vor dem Mustang Premiere gefeiert. Verstecken musste sich der Kamerad nämlich nie vor seinem Konkurrenten aus dem benachbarten Dearborn. 

Hier nachlesen: Der COPO/ZL1. Komplett Irre!

Auch Chevys Pony hatte eine Menge Motorisierungsvarianten, welche gerade in den frühen Jahren in den COPO/ZL1 Camaros gipfelte. Wer wusste, wie man eine COPO Bestellung platzierte, erhielt einen Camaro in Minimalausstattung, aber mit maximalen sieben Litern Hubraum und 425 PS. Welche in Wahrheit eher 550 bis 600 PS waren. Auf der Viertelmeile waren die COPO's die Bosse unter den Showroomrunnern.  

Auffällig unauffällig; Der Camaro in der seltenen COPO Ausführung für den Dragstrip. 

Anfangs der 70er Jahre wurden jedoch die Zügel an den Ponys strammer gezogen. Abgasregularien, unentspannte Versicherer und die steigenden Treibstoffpreise verhinderten weitere PS-Exzesse aus der Umgebung von Detroit. So wurde dann auch dem Camaro der Scheitel gezogen, das ursprünglich übermotorisierte Pony-Car mutierte zum Steckenpferd mit angezogener Handbremse. Der Z28 musste am Ende des Jahrzehntes mit 170 PS über die Runden kommen, ein Leistungswert, welcher mehr für Spott als für Ehrfurcht sorgte. Geblieben ist nur der V8, welcher dann wenigstens noch so klang, als ob da ein schnelles Auto um die Ecke bog. War dann aber eher eine (Not)Lüge. 

Überbordende Leistung? Fehlanzeige. 

In der dritten Modellgeneration wurde dann in den 80ern kräftig modernisiert. So sehr, dass man bei GM schon dazu bereit war, dem Coupé einen 2.5 Liter grossen Vierzylindermotor einzupflanzen. Damit hatte der Camaro für viele Fans auch seinen Tiefpunkt erreicht, dennoch aber sicherte man mit dem kleinsten Motor nicht nur die Liquidität von Chevrolet, sondern man sorgte auch dafür, dass das Auto seine Präsenz auf den Strassen der USA festigen konnte und damit nicht in Vergessenheit geriet. Immerhin, der grösste V8 mit 5.7 Litern und der internen Bezeichnung L98 knackte dann wieder die 200 PS - Marke mit seinen 225 Pferden. 

Frontspoiler statt Leistung: der 1985er IROC-Z. 

Die vierte Generation rückte dann näher an die Corvette heran. War der erste Camaro im Vergleich zur Corvette noch eher kantig und limousinenhaft konturiert, war die 1993 eingeführte Variante sportlich flach, rund gezeichnet und wirkte fast schon futuristisch. Und auch unter der Haube tat sich wieder so einiges, die stärksten Motorvarianten LS1 und LT4 wurden mit bis zu 330 PS ausgeliefert, als V8, versteht sich. Geblieben ist die starre Hinterachse, dazu kam ein Sechsganggetriebe. So langsam fand der kleine Bruder der Corvette wieder zu seiner alten Form, zumindest performancetechnisch. Dennoch, das Auto war noch weit davon entfernt, zum Beispiel einem e36 BMW M3 Paroli zu bieten. 

Das Cabrio in der Faceliftversion - eine runde Sache. 

 

Nummer 5 lebt!

Als die aktuelle fünfte und damit letzte Generation in 2010 lanciert wurde, ahnte vermutlich noch niemand, dass dessen Tage gezählt sind. Der Camaro feierte ein längst fälliges Comeback, nicht nur dank der gelungenen Retrooptik, auch weil das Auto auch plötzlich ausserhalb des US-amerikanischen Marktes konkurrenzfähig wurde. Die Fahreigenschaften waren erstmal eher auf europäischen Niveau und vor allem die ZL-1 Versionen mit wenigstens 589 PS waren und sind immer noch gefürchtete Gegner auf den Rennstrecken abseits des Landes mit den unbegrenzten Möglichkeiten. 

Der Camaro und die Corvette im Occasions-Check. 

Und nun ist es an der Zeit, sich zu verabschieden. Der Camaro geht 2024 ins Ende seiner Produktion und wird damit sein letztes Kapitel in der Geschichte der Automobilwelt geschrieben haben. Er mag vielleicht als ewig Zweiter im Rennen um den Thron der Pony-Cars bezeichnet werden. Aber; er hat zweifellos dieselben Emotionen verursacht, der Reifenindustrie so manchen Gefallen getan und vor allem, den Mustang zu dem gemacht, was er heute ist. Hätte dieser nicht dauernd den heisseren Atem des Camaro im Nacken gespürt, wäre auch der Mustang vielleicht im Mittelmass versunken. Mach's dann bitte gut, Kamerad!

Text: Markus Kunz

Bilder: RM Sothebys, Chevrolet

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