Klassiker

Bugatti Type 59/50 – der letzte seiner Art

Mit dem Type 59 konzipierte Bugatti vor mehr als 80 Jahren seinen letzten reinen Grand-Prix-Rennwagen unter der Führung von Firmengründer Ettore Bugatti.

Veröffentlicht am 23.06.2022

Einer der wichtigsten davon: der Bugatti Type 59/50 BIII mit Chassisnummer 441352 und Rahmennummer 6, der sogenannte «Cork-Rennwagen». Ettores Sohn Jean Bugatti konzipierte den bildschönen Grand-Prix-Rennwagen mit perfekten Proportionen. Details wie die Klaviersaiten-Speichenräder zeugen von Innovation, Liebe zum Detail und Perfektionismus – ein fahrendes Kunstwerk.

Als Antrieb dient ein 3,0-Liter-Reihenachtzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen und Kompressor. Unter Experten gilt der Type 59 inklusive seiner Weiterentwicklungen daher als der schönste Rennwagen der Vorkriegsjahre. Zudem nimmt er als letzter offizieller Bugatti-Werksrennwagen an einem Grand Prix teil. Das Fahrzeug zeigt Bugattis Wandelbarkeit, Experimentierfreude und das permanente Streben nach Verbesserungen. Auf dem Rahmen entstehen im Lauf der Jahre im Renneinsatz werksseitig gleich zwei Karosserien – ein Zweisitzer und ein Monoposto. Daneben dient der Type-59-Rahmen als Basis für mehrere Weiterentwicklungen mit
unterschiedlichen Hubräumen, sie kulminieren im Dreilitermotor Typ 50 BIII – der letzten Variante.

Der Cork-Rennwagen veranschaulicht aber auch die Verbindung zwischen Automobilbau und Kunst, die Bugatti einzigartig macht. Bugatti verschmolz den technischen Automobilbau mit innovativem Design zu Kunstwerken. Kein Wunder: Ettore Bugatti stammte aus einer kreativen Familie. Sein Vater studierte Architektur und schuf später als Kunstschreiner, Maler und Architekt einzigartige und extravagante Stücke, häufig inspiriert von türkischen und japanischen Ornamenten und Schriftzeichen. Rembrandt Bugatti, Ettores jüngerer Bruder, modellierte als Bildhauer neben dem aufrecht stehenden Elefanten als Kühlerfigur des Type 41 Royale weitere Tierplastiken. Heute gilt Rembrandt Bugatti als einer der Wegbereiter des Art déco.

Erster Renneinsatz 1933

Auf Basis des achtzylindrigen Type 59 entsteht die ultimative Version aller bisherigen Grand-Prix-Versionen von Bugatti. Bis Ende 1938 entwickelt Bugatti den Rennwagen Type 59 permanent weiter – technisch wie optisch. Von seinem ersten Start im Juni 1935 an wird das Fahrzeug mit der Rahmennummer 6 technisch wie optisch beständig weiterentwickelt. Beim Grand Prix von Cork im April 1938 geht der Type 59/50-Rennwagen mit einer neuen, leichteren und noch eleganteren Einsitzer-Karosserie und einem völlig neuen Motor an den Start – daher sein Name «Cork Car». Das Auto mit Rahmennummer 6 erhält einen neu entwickelten 3,0-Liter-Motor – den 50 BIII mit Kompressor. Dieser Motor zeichnet sich dadurch aus, dass jeder seiner acht Zylinder in einem eigenen Mini-Motorblock sitzt und somit individuell ausgetauscht werden kann.

Sein letztes Rennen bestreitet dieser Type 59 mit dem 50-BIII-Motor 1938 beim Grossen Preis von Frankreich in Reims. Es wird der letzte offizielle Einsatz dieses Rennwagens und auch der letzte von Bugatti bei einem Grand Prix vor dem Zweiten Weltkrieg sowie in der Ära von Ettore und Jean Bugatti. Zu Beginn des Krieges verlegt Bugatti all sein Inventar vom grenznahen Elsass nach Bordeaux, um zu verhindern, dass Material in die Hände der deutschen Truppen fällt. Erst in den 1950er-Jahren taucht der Rennwagen wieder auf – als Rolling Chassis ohne die kunstvolle Karosserie.

1964 kauft der amerikanische Bugatti-Enthusiast Ray Jones den bedeutenden Type 59 und spürt den weiterentwickelten 3,0-Liter-Type-50-BIII-Motor mit Kompressor in den Bugatti-Werken auf. Ray Jones sucht und sammelt fast vier Jahrzehnte, bis er alle originalen Teile des Autos zusammen hat. 1995 ist der nun fertige Bugatti Type 59/50 BIII mit einer umfangreichen Dokumentation erstmals seit 1938 wieder in seiner ursprünglichen Eleganz öffentlich zu sehen.

Heute zählt der Type 59/50 BIII mit seinem 3,0-Liter-Motor zu den seltenen echten Grand-Prix-Werkswagen aus den 1930er-Jahren im Privatbesitz und den bestdokumentierten Bugatti überhaupt. Die kunstvolle und elegante Karosserie macht das Fahrzeug zu einer automobilen Skulptur, die auf Rennstrecken ebenso zu Hause ist wie auf Kunstausstellungen. Ein noch immer großartiger Rennwagen für historische Veranstaltungen – und einzigartig.

Text/Photos: Bugatti

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