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Fiat 500e – die neue Leichtigkeit

Man darf den Titel nicht wörtlich nehmen, denn der Fiat 500e ist alles, aber kein leichtes Auto. Doch er bringt eine ganz andere Eigenschaft mit: Er nimmt der Elektromobilität das Verkopfte, das Verkrampfte. Er bringt bisher völlig ungekannte Emotionen in die Kaste der Elektromobile.

Veröffentlicht am 25.02.2022

Der Überblick:

Pro:

• Tolles Styling
• Liebevolle Details
• Fröhlicher Antritt

Contra:

• Materialqualität nicht immer gut
• Teures Preisniveau
• Effizienz bei höheren Tempi unter Durchschnitt

Der Fiat 500 war nicht weniger als ein Geniestreich für die Italiener. Seit Jahrzehnten von einer Krise nach der nächsten geplagt brachte er den Erfolg zurück. Doch auf einem Modell allein kann ein Grosskonzern nicht solide wirtschaften. Es folgte die Heirat mit Chrysler in den USA, die sich als taktisch sehr geschickt herausstellte.

Nun hat man sich kürzlich unter den Mantel des Stellantis-Konzerns begeben. Die Früchte der neuen Zusammenarbeit werden zwar erst in einigen Jahren reif sein, doch die Vorzeichen stehen gut. Bis dahin muss es aber wieder einmal der 500er richten. Allerdings gibt es ihn nun erstmals in einer kompletten Neuauflage.

Design: Das Designerstück ist noch schicker geworden

Auch der Neue ist unverkennbar ein 500er. Zwar mögen manchen kritisieren, dass die Unterschiede zu klein seien, aber dem darf man widersprechen. Denn die Stilisten haben wirklich ganze Arbeit geleistet und eine perfekte Evolution auf die Räder gestellt. In jedem Detail wirkt der Fiat 500e feine, edler und anmutiger als sein Vorgänger.

Und das ohne protzig oder überheblich zu wirken. Das Kindchenschema zieht den Betrachter weiterhin in seinen Bann. Doch die Details wirken jetzt eher wie Prada denn Playmobil. Allerdings, soviel Ehrlichkeit muss sein, kosten viele der feinen Details natürlich entsprechend Aufpreis.

Innenraum: Feine Details, gutes Infotainment, lasche Verarbeitung

In einem Fiat 500 ging es nie um bestmögliche Raumausnutzung – zumindest nicht bei den Retromodellen der Neuzeit. Stattdessen folgt hier die Funktion häufig der Form und das bleibt auch beim 500e so. Weder gibt es einen Viertürer, noch besondere Variabilität, die über klappbare Fondsitze hinausgeht. Doch das muss es auch gar nicht.

Der Reiz des Fiat 500e liegt in seinem Lebensgefühl. Er bietet fröhliche Mobilität für zwei, wenn es sein muss auch mal für vier. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Den Einkaufskorb verstaut man im Alltag eh auf dem Beifahrersitz.

Und kleine Kinder freuen sich über den höhlenartigen Fond. Über das gute Infotainment wohl auch, denn hier hat der Fiat 500e seine Hausaufgaben gemacht. Ein grosser 10,25-Zoll-Touchscreen verwöhnt mit scharfer Grafik und schicker Menüführung. Auch der Funktionsumfang mit Smarthpone-Anbindung und Live-Services ist auf der Höhe der Zeit.

Technik: Der Fiat 500e ist elektrische Standard-Ware

Wenig aufregend ist das Technik-Konzept des Fiat 500e. Wer auf einen Heckmotor und ebensolchen Antrieb gehofft hat, der wird enttäuscht. Der Elektromotor arbeitet brav unter der vorderen Haube und treibt auch die dortigen Räder an. Die Leistung des von uns gefahrenen Testwagens lag bei 118PS und markiert damit das Topmodell.

Einher mit der hohen Leistung geht auch die grosse Batterie. Sie fasst 42kWh und ermöglicht damit etwa 250 Kilometer Alltagreichweite unter gemischten Bedingungen. Im Sommer bei viel Stadtverkehr liegt der Wert höher, im Winter auf der Autobahn entsprechend niedriger.

Ein bisschen gegensteuern kann man auf Wunsch per Fahrmodus-Auswahl. Im Normal-Modus verhält sich der Fiat 500e wie ein normales Auto. Im Range-Setup rekuperiert er so stark, dass man das Bremspedal kaum mehr braucht. Der Sherpa-Modus maximiert die Reichweite am stärksten, limitiert dabei aber Leistung und Tempo auf maximal 80km/h.

Fahrdynamik: Fröhlich, aber nicht sportlich

Der Fiat 500e besticht vor allem durch seine Wendigkeit. Es scheint, als sei er exakt auf die Rush-Hour in Rom zugeschnitten. Spurtstark im Antritt, kleiner Wendekreis und spielerisches Handling.

Die oft zitierte niedere Schwerpunktlage der Stromer durch das schwere Akkupaket ist aber nicht unbedingt ein Vorteil. Sicher, Aufbaubewegungen halten sich so in Grenzen, aber das hohe Gewicht fordert seinen Preis. Der 500e fährt deshalb zwar fröhlich, aber auf keinen Fall sportlich. Schon allein die rollwiderstands- und entsprechend griparmen Reifen schieben dem Treiben früh einen Riegel vor.

Fahrkomfort: Erste Wahl für grobes Pflaster

Auf der Komfortseite sieht es gleich ganz anders aus. Denn die aufgrund der 1,5 Tonnen Gewicht entsprechend grosszügig dimensionierte Federung macht ihre Aufgabe gut. Der Fiat 500e rollt auch im aufgebrochensten Asphalt erstaunlich locker ab.

In Kombination mit der schnell ansprechenden Heizung und dem guten Infotainment holt er im Komfort-Kapitel viele Punkte. Allerdings: viele der feinen Details ziehen nur gegen Aufpreis ein. Und hier zeigt sich Fiat sehr selbstbewusst in Sachen Preisen. Aber auch das gehört beim Neo-Klassiker schon seit langem zur Tradition.

Fazit:


Der Fiat 500e ist ein angenehm unprätentiöses Elektroauto. Er will die Welt nicht belehren, sondern zu einem bunten, fröhlichen Ort machen. Dabei setzt er die Vorteile des lautlosen und abgasfreien Fahrens dort um, wo sie am besten wirken: In der Stadt. Zum Edelmini wird er allerdings nur mit teuren Optionen. Man sollte deshalb nicht sparen, wenn man einen wirklich schicken 500er fahren möchte.


Technische Daten:

Modell: Fiat 500e (42kWh)
Motor: Elektromotor
Leistung: 87 kW /118 PS
Drehmoment: 220 Nm
Antrieb: Frontantrieb, Eingang-Reduktionsgetriebe
Verbrauch kombiniert (WLTP): 14,9 kWh/100km
CO2-Emissionen kombiniert (WLTP): 0 g/km
Testverbrauch: 19,8 kWh/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 8,9 s*
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h*
Abmessungen (L/B/H): 3,63 m/1,68 m/1,52 m
Gewicht: 1.330 kg*
Grundpreis: CHF 36‘990 (La Prima)

*: Werksangaben

Text: ai Online Redaktion/DF/FM
Bilder: FM

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