Schon gefahren

Lichtfestspiele – Der neue Audi A8

Das Facelift des Audi A8 und seines Sport-Pendants S8 bietet nicht nur ein neues Gesicht mit mehr Chrom, was wohl für die asiatischen Märkte ganz wichtig ist, sondern auch mit digitalen Matrix-LED-Scheinwerfern mit 1,3 Millionen Mikrospiegeln und die OLED-Heckleuchten. Wir haben sie im bayrischen Altmühltal des nachts ausprobiert.

Veröffentlicht am 23.05.2022

Die vierte Generation des Audi A8, dem Nachfolger des seligen V8, hatte die Marke bereits 2017 vorgestellt. Fünf Jahre später wird es Zeit für ein Facelift. Es fällt nicht unbedingt sehr extravagant aus. Vielleicht könnte das den internationalen Märkten geschuldete Mehr an Chrom trotzdem nicht allen spontan gefallen. Das weiss Audi und hat darum auch eine chromlose Variante im Programm:




Der Singleframe-Grills ist jetzt breiter geworden, und verchromte (oder eben schwarze) Bumerang-Winkelchen, die von unten nach oben grösser werden und an US-Strassenkreuzer der 1960er-Jahre erinnern, sind auf dem Gitter aufgebracht. Die seitlichen Lufteinlässe sind nur aufrechter gestaltet:

Es werde Licht!

Neu sind insbesondere die Scheinwerfer, und für die müssen wir fast ein eigenes Kapitel schreiben... Aber hier eine kurze Zusammenfassung mit Bildern.

Eine Matrix-Leuchteinheit besteht aus einer Spiegelplatte, die in 1,3 Millionen Pixel unterteilt ist. Ein einzelnes Pixel hat rund 1/8 so viel Durchmesser wie ein Frauenhaar, eine freiwillige Audi-Mitarbeiterin hat dazu ein Haar geopfert und es unter das Mikroskop gelegt: beeindruckend. Diese Mini-Spiegel sitzen auf einer Art Wippe und können gekippt werden. Dann sind sie dunkel. So kann jede beliebige Grafik auf die Strasse projiziert werden.

So wird auf der Autobahn die Spur angezeigt in Baustellen, beim Abbiegen blinkt ein Teilbereich und zeigt das Manöver am Boden an. Der Gegenverkehr wird trotz vollem Fernlicht nicht geblendet:

 

In der Praxis bei nächtlicher Fahrt über die Autobahn und durch Feld und Wald funktionierte das System ausgezeichnet: vor den zahlreichen Rehen und Füchsen wurden vom System gewarnt. So konnte abgebremst werden. Die Tiere schienen aber auch vom grellen Licht zurück zu weichen und rennen gar nicht erst vor das herannahende Auto. Hinweisschilder werden gesonder angeleuchtet, manche davon sind allerdings für den Fahrer nicht relevant wie etwa Bushaltestellen. Das müsste das System besser erkennen. Auch ist die Umgebung, etwa weiss gestrichene Häuser, sehr hell, was eher ablenkt als hilft.

Auf der Autobahn gibt es nichts zu bemängeln. Die Ausleuchtung ist extrem gut, die Symbole vor dem Auto sind hilfreich und das blinkende Abbiegelicht kann unaufmerksame Verkehrsteilnehmer warnen, dass man abbiegt. Kommt dazu, dass die von Texas Instruments (wahrscheinlich ursprünglich fpr militärische Zwecke) entwickelte Technologie ohne Mechanik auskommt, also weniger reparatur- oder ausfallanfällig sein dürfte.

Auch am Heck tut sich was. Dort können die digitalen OLED in vier verschiedenen Grafiken personalisiert werden. In Zukunft wird da noch mehr möglich sein, aber ein interssantes Gadget ist das schon mal:

Weitere erklärende Explosionszeichnungen finden sich in den Grafiken am Schluss dieses Artikels.

 

Gestrafftes Motorenprogramm

Aus dem leider mitterweile sehr reduzierten Motorenprogramm sind wir den A8 mit dem V6-TDI und langem Radstand gefahren, ganz ohne PHEV, den den A8 noch schwerer machen als er ohne hin schon ist – trotz 462 System-PS. Und wir haben auch nicht den S8 mit V8 und mächtigen 571 PS gewählt, obwohl er die meistverkaufte Modellvariante in der Schweiz ist. Der Grund: Der S8 vergewaltigt die Luxuslimousine A8 zu etwas, was etwa ein RS6 besser kann. Man sollte sich – auch wenn man ein jungdynamischer Manager ist – die Zeit und die Musse gönnen, in einer Luxuslimousine gediegen und komfortabel unterwegs zu sein. Dazu braucht es weder Sportfahrwerk noch übertriebene Leistung. Wobei ein V8 schon manchmal toll wäre... 

Die Materialanmutung, das äusserst gediegene Styling, die Details und Oberflächen inklusive der Ergonomie: Alles ist wirklich extrem gelungen und auf höchstem Niveau. Wünsche tun sich da keine auf, und wenn doch, dann kann die umfangreiche Optionenliste sie sicher erfüllen. Wobei die aber in der Schweiz durchaus kürzer ist als anderswo, denn die Serienausstattung wurde drastisch verbessert. Dinge wie Head-Up-Display, Allradlenkung, B&O-Audiosystem, die Matrix-Scheinwerfer und OLED-Heckleuchten sowie diverse Assistenzpakete sind bei uns serienmässig.

Der A8L fährt sehr gediegen und dabei trotzdem recht sportlich. Nicht wie auf Wolken, sondern durchaus verbindlicher als etwa eine Mercedes S-Klasse oder ein Rolls-Royce, jedoch weit weniger aggressiv als der S8, der optisch etwas sportlicher gestaltet ist:

Die 286 PS des V6 TDI reichen dabei längstens aus, nur selten wünschten wir uns doch einen V8-Benziner. Der Selbstzünder hat ein Leergewicht von leicht über zwei Tonnen, das ist immer noch rund 300 Kilogramm weniger als beim Plug-in-Hybrid, der seine System-Mehrleistung zum Überwinden seines Übergewichts braucht. Dann doch lieber V6 pur, der schön Handlich wirkt und sich sehr gut und leicht durch das Kurvengeschlängel des Altmühltals dirigieren lässt und dabei stets Bodenkontakt vermittelt: Ein ideale Abstimmung. Vom Diesel-Nageln ist dabei übrigens rein gar nichts zu spüren.

 

 

Das Schweizer Modellangebot:

- A8 50 TDI Quattro, 286 PS: ab 121'700 Franken
- A8 L 50 TDI Quattro, 286 PS: ab 129'200 Franken
- A8 60 TFSI e Quattro PHEV, 462 System-PS: ab 136'300 Franken
- A8 60 L TFSI e Quattro PHEV, 462 System-PS: ab 143'800 Franken
- S8 TFSI Quattro, 571 PS: ab 168'200 Franken (meistverkauftes Modell in der Schweiz)

 
Fazit
Das jüngste Facelift von Audi A8 und S8 beeindruckt! Und die digitalen Matrix-LED-Scheinwerfer mit 1,3 Millionen Mikrospiegeln und die OLED-Heckleuchten sind keine Spielereien, sondern läuten ein neues «Licht-Zeitalter» ein.




Text: Stefan Fritschi
Fotos: Audi

 

 

 

Hier die detaillierten Grafiken zur Lichttechnik:

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