Kaufberatung

Mercedes SL-Reihe – eine Kaufberatung

Die Mercedes SL-Reihe ist gerade frisch. Wir ordnen sie ein – und geben Tipps, welche Modelle denn besonders empfehlenswert sind.

Veröffentlicht am 30.10.2021

Schaffen wir doch zuerst einmal etwas Übersicht. Ganz am Anfang standen da ein paar Rennwagen, der W194 von 1952 und die eine sowie auch noch andere Ableitung davon, doch wichtig sind natürlich die Serienfahrzeuge, der W198 (Flügeltürer, 1954-1957, 1400 Exemplare).

Und der W198 II (Roadster, 1957-1963, 1858 Stück).

(Es gab auch noch den 190 SL (W 121 B II, 1955-1963, 25’881 Exemplare, aber um ebendiesen geht es hier nicht.)

Nachfolger war der W113, besser bekannt als Pagode, gebaut von 1963 bis 1971 als 230 SL, 250 SL und 280 SL, insgesamt 48’912 Stück.

So richtig lang gebaut wurde der R107, nämlich zwischen 1971 und 1989 - und entsprechend hoch sind die Stückzahlen, 237’287 Exemplare sind es offiziell. Dazu kommen noch 62’888 Stück des SLC, also des Coupé mit verlängertem Radstand (C107).

Der Nachfolger, der W129, wurde zwischen 1989 und 2001 hergestellt, etwas über 205’000 Stück.

Auf nur noch 169’434 Stück kam der R230, der zwischen 2001 und 2011 gebaut wurde.

Die sechste Generation (je nach Zählweise) trug die Bezeichnung R231, gebaut zwischen 2012 und 2020, man zählt wohl noch, es gab am Schluss mehr Sonderversionen als verkaufte Exemplare.

Mercedes SL-Reihe – aber welchen?

Gut, so ein 190 SL sieht hübsch aus. Aber er fährt halt nicht. Und das gilt eigentlich auch für die Pagode, so richtig wild geht selbst ein 280 SL nicht vorwärts. Wer dafür sechsstellig bezahlen mag, ok, aber viel Luft nach oben ist da bei den Preisen nicht mehr. Ganz im Gegenteil, in den letzten zwei, drei Jahren zeigte der Trend eher nach unten.

Auch die W198 bewegen sich kaum, die Flügeltürer kommen nicht mehr über 1,5 Millionen (alle Preise hier in Franken), die Roadster schaffen nur noch mit Mühe die Million. Kann man machen, muss man aber nicht. Aber sie sind halt wunderbar, grossartige Geschichte, grossartiges Design, grossartige Geräuschentwicklung - und wir empfinden im Roadster deutlich mehr Fahrfreud’.

Die Mercedes SL-Reihe(n) mit dem grössten Potenzial

Klar, vom R107 gibt es mehr als von jedem anderen SL. Aber sie sind cool, zeitloses Design (aus einer Zeit, als das Mercedes-Design noch zeitlos war), ausgezeichnete Qualität, Motoren, die durchaus Spass machen können. Gut, die Automatik frisst etwa die Hälfte des Vortriebs, aber die Achtzylinder sind halt fein, halten ewig. Ab etwa 30’000 Franken gibt es gute Exemplare - und man kann davon ausgehen, dass sie zwar nur langsam, aber doch beständig im Preis steigen werden. Überflieger werden sie nie, dafür gibt es zu viele, doch die R107 sind Klassiker, die auf jeden Fall empfehlenswert sind (deutlich mehr als die selteneren C107).

Kommen wir zu unserem Geheimtipp, dem R129. Die gibt es zum Schnäppchenpreis, in den USA für unter 5000 Dollar, hierzulande auch für knapp unter fünfstellig. Für 13’900 Franken haben wir kürzlich einen wirklich feinen 500 SL bei carforyou.ch (unserer bevorzugten Quelle) gefunden – ja, das sollte man sich eigentlich nicht 2x überlegen. 5-Liter-Achtzylinder, 326 PS, Sacco-Design - da liegt unserer bescheidenen Meinung nach noch reichlich Potenzial nach oben drin (bei gutem bis ausgezeichnetem Zustand). Aber ja, unbedingt ein Achtzylinder.

Man kann das ja dann noch steigern, SL70 (150 Stück), SL72 (35 Stück), SL73 (42 Stück), die AMG-Versionen. Die sind sehr selten, aber das sind die 12-Zylinder, wie sie auch in den Pagani verbaut sind. Klar, das kostet dann auch Geld, aber keine 200’000 Franken (deutlich unter dem Verkaufspreis, vorerst) - und diese Dinger werden in den nächsten zwei, drei Jahren abgehen wie Zäpfchen, promised. Sie gehen übrigens auch auf der Gasse, genau so. Mit Lärm.

Die Mercedes SL -Reihe als Schnäppchen

Vom R230 hat es wohl am meisten Angebote auf dem Markt. Und auch wenn man da wohl etwas Geduld braucht, bis die Preise anziehen, sollte man sie nicht aus dem Augen verlieren. Ganz im Gegenteil, so ein SL500 aus der Baureihe R230 ist ein feines Fahrzeug für den Alltagsgebrauch – und wird wohl auch nicht mehr günstiger. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas bös klingt: diese Fahrzeuge waren die letzten echten Mercedes. Vielleicht nicht die schönsten, aber qualitativ noch hochwertig.

Was man vom R231 nicht behaupten kann. Ein Graus, in jeder Beziehung. Das wird auch nichts mehr. Nie. Egal, wie günstig man an solch ein Ding ran kommt. Und günstig sind sie, der Preiszerfall ist erschreckend.

Und jetzt: die neue Mercedes SL-Reihe

Ach ja, es gibt ja jetzt auch den neuen R232. Der ist kein Mercedes mehr (obwohl der Stern grösser ist denn je), dafür ein AMG. Wir wissen jetzt noch nicht so recht, wie wir ihn einordnen wollen, sollen - so richtig vom Stuhl haut er uns nicht. Aber was wissen wir schon.

Text: Peter Ruch; Photos: Daimler/RM Sotheby’s

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