Genesis G70 Shooting Brake

Top, top und nochmals top

Mit ihren Nobelmarken hatten die Asiaten bislang kein Glück. Der Genesis G70 Shooting Brake startet einen erneuten Versuch. Hat er aus den Wirren seiner Vorgänger gelernt?

Veröffentlicht am 08.03.2022

Bei Infiniti, Nissans Nobelmarke, hat es nicht geklappt. Auch Lexus fährt als Toyota-Nobelmarke zumindest in Europa seit Jahren den Erwartungen hinterher. Seit gut sechs Jahren ist auch das von Hyundai gesteuerte Luxuslabel Genesis am Ruder. Mit dem Absatz von rund 200 000 Fahrzeugen pro Jahr ist man Spitzenreiter in Korea. Daneben gehören die USA und Russland zu den wichtigsten Absatzmärkten. Zeit, nun auch in Europa durchzustarten.

Entsprechend selbstbewusst treten die Koreaner auf. Müssen sie auch, erwarten sie doch die etablierten deutschen Premiumanbieter auf den Märkten. Getreu der Devise: Genesis ist nicht Wettbewerb, sondern Entspannung, will man dem Kunden Zeit schenken. Dafür sorgt ein fünf Jahre dauerndes Rundum-sorglos-Paket, das selbst den Austausch von Flüssigkeiten übernimmt,  einen persönlichen Ansprechpartner sowie einen Hol- und Bringdienst. Selbst die Genesis-Occasionen nehmen die Koreaner wieder zurück. Man hat also einen langen Atem. Ob der sich auszahlt, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle bläst Audi, BMW & Co. ein mächtiger Sturm entgegen – und das in allen Bereichen.


Europäischer Zuschnitt

Nach den Limousinen G70, G80 sowie den SUVs GV70 und GV80 folgt mit dem G70 Shooting Brake jetzt der fünfte Streich der Koreaner – und das, unter Federführung von Designdirektor Luc Donckerwolke, aus Europa für Europa. Mit viel Selbstbewusstsein und einer gesunden Portion Luxus tritt der Kombi an. Und das bereits bei einem Basispreis ab 47 600 Franken. Klar darf der riesige Kühlergrill nicht fehlen. Und am flach gestylten Heck zeugt der  über der schmalen Rückscheibe sitzende Dachspoiler von der Sportlichkeit, die der Shooting Brake vorgibt.

Mix aus Analog und Digital: Die Koreaner haben es verstanden, dem Cockpit Klarheit zu verschaffen.

Nobel geht es im Interieur zu. Leder, ein 10,25-Zoll-Info-Display auf der Mittelkonsole sowie ein Lexicon-Audio-System mit 15 Lautsprechern dürfen da nicht fehlen. Die Bedienung ist durchaus simpel gehalten. Und im übersichtlichen, natürlich digitalen Kombiinstrument verfolgen Sensoren die Augenbewegungen des Fahrers und stellen die Infos in 3D dar. Auf den wohlgeformten Sitzen lässt es sich gut reisen. Das gilt im Übrigen auch für die Fondpassagiere, die sich nicht über fehlende Freiheiten beschweren können. Hinter ihnen wartet ein flacher Laderaum, der mit 465 bis 1535 Litern ausreichend Stauvolumen bereithält.

Klappwerk: Sind die Lehnen umgelegt, ergibt sich eine leicht ansteigende Ladefläche, die Platz für ausreichende 1535 Liter Stauvolumen bereithält.


Ruhige Souveränität

Ein 2,2-Liter-Diesel (200 PS/440 Nm) und zwei Benziner mit 197 und 245 PS bilden das Motorenprogramm. Der Selbstzünder und der stärkere Zweiliter stehen auch mit Allrad bereit. Letzterer geht im Übrigen recht agil zur Sache. Allerdings erst, wenn er in Fahrt ist und seine Gedenksekunde beim Anfahren überwunden hat. In Verbindung mit dem sanft schaltenden 8-Gang-Wandlerautomaten eignet er sich besonders für die Langstrecke. Wer mehr Agilität will,  kann manuell über die Schaltwippen in die Wechselprozesse des Wandlerautomaten eingreifen. Das geht aber auch über den Modusschalter – mit Eco, Comfort, Sport und Sport Plus stehen vier zur Verfügung –, wo es je nach Modus rassiger oder gemächlicher zur Sache geht. Nicht ganz so schön ist der künstlich erzeugte Motorensound. Und auch in Sachen Verbrauch zählt der 1,8 Tonnen schwere Fünftürer nicht gerade zu den sparsamen Schotten.

Luftholer: Eine leichte Anfahrschwäche kann der ansonsten agile 245-PS-Benziner nicht leugnen.

Dafür passt die Fahrwerksabstimmung. Straff, aber dennoch komfortabel  federt der Koreaner ein. Selbst mit den montierten 19-Zöller rollt er ruhig vor sich hin. Ein leichtes Stuckern an der Vorderachse war lediglich beim Überfahren kurz aufeinanderfolgender Unebenheiten auszumachen. Dank der direkten Lenkung fühlt sich der G70 auch im kurvigen Geläuf wohl. Hier bleibt er lange Zeit neutral, bevor er mit Erreichen des Grenzbereichs gutmütig sein Heil in der Flucht zum Kurvenäusseren sucht. Gut ist er mit standfesten Brembobremsen und einer Fülle an Assistenten gesegnet. Wie sicher der G70 und seine Markenverwandten sind, beweist die Tatsache, dass sie erst kürzlich fünf Sterne beim EuroNCAP-Test abräumten. Wenn das nichts ist. 

Text: Jörg Petersen
Fotos: Genesis

 

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