Test

Toyota Corolla Cross - Neues SUV im Test

Jedem sein Corolla. Nach diesem Motto klebt Toyota das Cross-Label nach Aygo und Yaris nun auch aufs Heck seines Kompakten und lässt ihn zum SUV mutieren. Zu uns kommt der hochgelegte Japaner mit Vollhybrid und optionalem Allradantrieb, hat mit seinem Namensspender aber nur wenig zu tun. Was das Auto kann, klärt unser Test. Alle Infos im Artikel und im Vorstellungsvideo!

Veröffentlicht am 26.10.2022

Seit der Toyota Corolla vor gut 55 Jahren auf den Markt kam, wurde er über Millionen Mal verkauft. Damit hängt er den seit 1974 «nur» etwa 35 Millionen Mal gebauten VW Golf locker ab. Sorgen machen muss sich der Kompakte also nicht, sollte man meinen. Doch der weltweite Hunger nach SUVs und Crossover ist auch in diesem Segment gross. Um den zu stillen – und sich ein grösseres Stück vom Absatzkuchen abzuschneiden – zaubern die Japaner den Corolla Cross aus dem Hut. Wobei «aus dem Hut zaubern» etwas hochgegriffen ist, denn in weiten Teilen der Welt ist er in leicht abgeänderter Form schon seit zwei Jahren zu haben. Nun kommt er also auch nach Europa. Was der Toyota Corolla Cross so kann, haben wir in Spanien getestet. Hier gehts zu unserem kurzen Vorstellungsvideo!

Abmessungen zwischen CH-R und RAV4

Zunächst ein kurzer Überblick. Nach Yaris Cross und Aygo X (sprich: Cross) ist der Corolla das dritte Modell mit diesem Namenszusatz. Mit seinen 4,46 Metern Länge sortiert er sich zwischen dem lifestyligeren CH-R und dem grösseren RAV4 ein. Optisch gibt er sich deutlich zurückhaltender als die beiden und hat auch mit seinem Namensspender nicht viel zu tun.


Die quadratischen Radhausverkleidungen sprechen Toyota-Designsprache. Dabei gibt sich der Corolla Cross deutlich zurückhaltender als CH-R und RAV4.

Es beschleicht einen der Verdacht, dass der Name Corolla vor allem der Bekanntheitssteigerung und den Kunden zur Wiedererkennung dient. Was Ford beim Mustang Mach-E getan hat, kann Toyota also auch. Bis auf den Umstand, dass optisch dann doch sehr auf Nummer Sicher gegangen wurde. Bis auf zwei kleine, gut versteckte Easter-Eggs in Form von Skizzen des Konzeptautos erlaubt sich der Corolla Cross optisch keine Kapriolen.


Wer gut hinsieht, entdeckt zwei kleine Designskizzen am Corolla Cross - aber nur bei geöffnetem Kofferraum.


Frisches Infotainment von Lexus

Wir setzen uns rein. Auch im Cockpit gibt es keine grossen Überraschungen. Materialauswahl und Verarbeitung sind typisch Toyota: Keine Premium-Anmutung, aber sehr solide und unter Garantie für die Ewigkeit gebaut. Zudem ist es schön aufgeräumt und wunderbar logisch aufgebaut; alles ist da, wo es hingehört. Ein grosser Sprung ist das schon von Lexus bekannte Infotainment mit 10,5-Zoll-Bildschirm. Es überzeugt mit kabelloser Smartphone-Anbindung, einfacher Handhabung, guter Auflösung und schneller Reaktionszeit.


Reaktionsschnelles und aufgeräumtes Infotainment. Schade nur, dass es nicht zwei Dinge gleichzeitig anzeigen kann, etwa die Navikarte und die Musikauswahl. So muss man mehr Touchen als nötig.

Kleiner Kritikpunkt: ein Lautstärkedrehknopf wäre schön gewesen. Dafür kommt der Corolla Cross mit umfangreicher Sicherheitsausstattung wie Frontkollisionswarner, Querverkehrswarner, Notlenkassistent, und vieles mehr.

Anständiges Kofferraumvolumen

Bevor wir losfahren, noch ein kurzer Blick in den Fond. Hier gibt es auch für Erwachsene viel Kopf- und Beinfreiheit. Störend ist aber die seltsam flach stehende Sitzlehne, die zu einer fast liegenden Sitzposition führt. Einen Verstellmechanismus haben wir nicht finden können. Und dahinter? Ein grosszügiges Kofferraumabteil mit 396 bis 1359 Liter Stauvolumen. Warum die nur zweiteilig umklappbare Sitzlehne aber keine Skidurchreiche hat, ist schleierhaft. Gerade in der Schweiz wäre das ein echtes Plus.

Vollhybrid und CVT vorerst Serie

Jetzt aber Motor starten und los. Unter dem Blech werkelt der bei uns vorerst einzig verfügbare Antrieb, ein Vollhybrid aus Zweiliter-Benziner mit Elektro-Unterstützung und CVT-Automatik. Für die Testfahrt haben wir uns ausserdem für den optionalen Allradantrieb entschieden. Hierbei handelt es sich nicht um einen «echten» Allrad mit Kardanwelle, sondern um einen zusätzlichen E-Motor an der Hinterachse. Der dürfte vor allem bei Schnee oder Matsch hilfreich sein, denn auf trockenem Asphalt hat man mit den 197 PS und 206 Nm Drehmoment keine Traktionsprobleme zu befürchten.


Beim gemütlichen Dahinrollen gibt sich der Corolla Cross gutmütig und sanft. Typisch SUV: Angenehm hohe Sitzposition und gute Übersichtlichkeit nach vorne.


Elektromotor als willkommene Unterstützung

Solange man es ruhig angehen lässt, ist der Corolla Cross Hybrid ein wunderbar unangestrengter Begleiter. Die Lenkung leichtgängig und das Fahrwerk sehr komfortabel, was super zu den bequemen Sitzen passt. In der Stadt ist man häufig rein elektrisch unterwegs, beim sanften Beschleunigen hilft der Elektromotor ebenfalls merklich. Wer sich auf der Autobahn sanft mit dem Verkehr treiben lässt, wird ebenfalls glücklich. Wind- und Abrollgeräusche halten sich im Rahmen, der bleibt bei konstanter Geschwindigkeit im Hintergrund.

Sportliches Fahren mag der Corolla Cross nicht

Zu ambitioniert sportliches Fahren bringt den Corolla Cross dann aber schnell aus dem Konzept. Bei zackigem Einlenken wankt die Karosserie stark nach, in Kurven muss man häufig mit der Lenkung nachkorrigieren, weil die nicht wirklich mitteilt, was die Vorderräder machen. Alles überhaupt kein Drama, wirklich krachen lassen dürfte es die Corolla Cross-Klientel ohnehin nicht. Was aber in jedem Fall unschön ist: Der laute Verbrenner. Sobald man nur etwas Gas fordert, wird der Motor arg laut und wird von der CVT-Automatik bei sehr hohen Drehzahlen gehalten. Die Beschleunigung ist zwar gut, gerade auch durch die E-Unterstützung. Aber auf der Autobahn oder am Berg wünscht man sich bessere Manieren. Eine andere Motorabdeckung samt Getriebe-Update könnten schon helfen.


Der Verbrenner ist beim Beschleunigen ziemlich laut, eine geräuschdämmende Abdeckung könnte hier Wunder bewirken.


Verbrauch erfreulich niedrig

Der Antrieb hat aber auch gute Seiten und hält sich beim Verbrauch angenehm zurück. Mit unter sechs Liter auf 100 Kilometer sind wir der Werksangabe von 5,3 sehr nahegekommen. Wohlgemerkt auf einer Strecke mit hohem Autobahn- und Bergstrassenanteil.

Bestellbar ist der Toyota Corolla Cross ab sofort. Die Preise starten bei 39.700 Franken, die Premium-Ausstattung mit Allrad kostet 48.900 Franken. Falls auch weniger Leistung reicht: 2023 folgt ein 1,8er Vierzylinder-Hybrid mit 140 PS.

Fazit:

In der Schweiz will Toyota pro Jahr künftig 1700 Corolla Cross verkaufen, und nur noch 1400 von Fünftürer und Kombi. Das kann klappen, denn an sich ist das SUV ein unkomplizierter und mit Sicherheit solider Begleiter – wenn man mit dem lauten Antrieb und der Rückbank ohne Durchreiche leben kann.

Text und Bilder: Moritz Doka

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